Die Stadt Nîmes liegt im sonnenverwöhnten Süden Frankreichs und verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart sowie der Zukunft.
Die antiken Wurzeln, die bis heute im Stadtbild sichtbar sind, reichen bis zu den Kelten und Römern zurück. Diese Monumente erzählen von einer glorreichen Vergangenheit, von Gladiatoren, die sich unter dem Beifall der Massen blutige Duelle lieferten und von Legionen, die in Triumpfzügen durch die Stadt marschierten.
Das Amphitheater von Nîmes ist ein solches Monument. Es wurde nach dem Vorbild des Kolosseums in Rom erbaut und steht seit 2000 Jahren. Bis heute wird es regelmäßig für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Angesichts der maroden Infrastruktur von heute kann man da insgeheim schon neidisch werden.
MEHR ALS EIN FREILICHTMUSEUM
Weitere historische Bauten in Nîmes sind das Maison Carée, der einzige vollständig erhaltene Tempel der antiken Welt, der Tempel der Diana, der der römischen Jagd- und Mondgöttin gewidmet ist, die Tour Magne, ein beeindruckendes Denkmal aus der gallo-römischen Epoche, und die alte Kathedrale.
Doch Nîmes ist mehr als nur ein Freilichtmuseum. Die Stadt hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu erfunden und ist heute ein lebendiger Ort, an dem Tradition und Moderne harmonisch miteinander verschmelzen. Von den engen Gassen der Altstadt bis zu den lebhaften Plätzen mit Cafés und Boutiquen – Nîmes ist ein Ort, der die Sinne beflügelt und das Herz berührt.
VON DER ANTIKE IN DIE MODERNE
Zahlreiche Künstler und bekannte Architekten haben das moderne Stadtbild von Nîmes geprägt. Darunter so illustre Namen wie Philippe Starck, der mit L’Abribus in der Rue Carnot einen bemerkenswerten Busunterstand entworfen hat, Norman Foster, der das Kunst- und Kulturzentrum Carré d’Art als gläserne Antwort auf den antiken Tempel Maison Carré erschuf, und Jean Nouvel, der mit Nemausus Housing ein Statement zur sozialen Verantwortung der Architektur hinterließ.
Es ist sehr inspirierend, die Meisterwerke der modernen Architektur im Spannungsfeld mit antiker Architektur zu erleben.
TEMPEL DER GENÜSSE
Ein ganz anderer Tempel erwartet euch in der Rue des Halles. Hinter der von Jean-Michel Wilmotte gestalteten Fassade verbergen sich Markthallen, in denen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen tummeln. Hier findet ihr eine Fülle von frischen, lokalen Produkten und kulinarischen Köstlichkeiten, garniert mit einem Hauch von Geschichte.
Unbedingt probieren solltet ihr die Brandade de Nîmes. Das ist die berühmteste Spezialität der Stadt. Dieses Gericht besteht aus gesalzenem Kabeljau, der in Milch pochiert und dann mit Olivenöl zu einer glatten, weißen Creme verarbeitet wird. Sie kann warm oder kalt serviert werden und wird manchmal mit einigen Trüffelspänen aus Uzès verfeinert.
Auch Oliven sind ein kulinarisches Erbe von Nîmes. Die berühmte “Picholine” ist eine saftige, knackige Olivensorte, die grün gegessen wird. Das kaltgepresste Olivenöl aus Nîmes hat intensive Aromen von Pflaume und Ananas. Die Picholine-Olive gilt neben der Lucque als eine der besten französischen Olivensorten. Obwohl in Frankreich sehr beliebt, ist sie in Deutschland fast unbekannt. Viele Franzosen sind der Meinung, dass dies auch so bleiben sollte, da diese Oliven einfach zu köstlich zum Teilen sind.
NACH LUST UND LAUNE SHOPPEN
Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen ist das ideale Revier für alle Shopping-Begeisterten. Hier kann jeder fündig werden, sei es für einen neuen Mantel oder ein Designerstück, das sich hervorragend in den eigenen vier Wänden macht.
Wenn ihr auf der Suche nach originellen Mitbringseln seid, führt kein Weg an der Boutique de Nîmes in der Rue de la Republique 5 vorbei. Hier findet ihr ein breites Angebot an tollen Produkten aus und um Nîmes – von lokalen Spezialitäten über Kosmetika bis hin zu handwerklich hergestellten Produkten.
Für Originelles ist auch der Concept-Store La Bicicleta in der Rue Sainte-Eugénie 7 bekannt. Dieses außergewöhnliche Geschäft bietet handgefertigte Produkte von Künstlern und Designern an. Hier findet ihr einzigartige und interessante Lieblingsstücke.
GARTENKUNST UND STREET-ART
Nach so viel Bummeln ist es Zeit für etwas Ruhe. Der Jardin de la Fontaine ist ein Kleinod für gestresste Seelen. Er zählt zu den ältesten öffentlichen Gärten Europas und beherbergt eine antike Quelle, die von üppigem Grün und romantischen Alleen umgeben ist. Hier könnt ihr Ruhe und Inspiration finden, indem ihr euch einfach auf eine Bank setzt und dem Plätschern des Wassers lauscht.
Wenn ihr dann ausgeruht seid, könnt ihr euren Weg nach Le petit Berlin fortsetzen. Die benachbarten Viertel Gambetta und Richelieu in Nîmes sind aufstrebende Hotspots für Street-Art-Kunst. Der Name ist eine Hommage an die kreative Szene in Berlin, insbesondere im Bereich Graffiti und Alternativkulturen. Leider beschränken sich Touristen oft nur auf die ausgetretenen Pfade der dicht gedrängten Sehenswürdigkeiten und weltberühmten Museen. Das ist sehr schade. Denn für Kenner gehören Richelieu und Gambetta zu den interessantesten Stadtteilen für Street-Art in Frankreich.
ESSEN, TRINKEN, LEBEN!
In Nîmes gibt es viele gute Restaurants und Bars, aber zwei Adressen möchten wir euch besonders empfehlen – zufälligerweise in derselben Straße. Sowohl das Le Prolé als auch das Le Caboulot de la Sérendipité befinden sich in der Rue Jean Reboul.
Das Le Prolé ist eine Institution in Nîmes und das schon seit mehr als 100 Jahren! Als ganzjährig geöffnete Bar wird das Le Prolé oft von Künstlern, Studenten der bildenden Künste, Rock-, Jazz- und klassischen Musikern sowie Schauspielern besucht. Hier im Schatten der Feigenbäume und Platanen kann man die Bohème-Atmosphäre in vollen Zügen genießen.
Es wäre der perfekte Ort zum Versacken, wenn da nicht das Le Caboulot de la Sérendipité mit seinen raffinierten und vegetarischen Spezialitäten wäre. Selbst Fleischliebhaber vergessen hier, dass die köstlichen Kreationen kein Fleisch enthalten. Das alles zu sehr fairen Preisen.
Wenn ihr Lust habt, einen Zwischenstopp in Nîmes zu machen, statt direkt ans Mittelmeer zu fahren, freuen wir uns sehr. Vielleicht treffen wir uns ja mal dort oder an einem anderen schönen Ort in Frankreich.
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