Saint-Malo ist eine lebendige Hafenstadt in der Bretagne. Von drei Seiten vom Meer umspült, spielte die Seefahrt immer eine zentrale Rolle in dieser an Geschichte und Geschichten reichen Stadt.
Sie war eine blühende Handelsstadt, die von berüchtigten Korsaren regiert wurde. In den Diensten des Königs kaperten sie feindliche Schiffe und gaben der eigenen Handelsflotte Geleitschutz, um diese wiederum vor Angriffen zu schützen. So wurde Saint-Malo zu einem wichtigen Handelszentrum, das seinen Bürgern Wohlstand und Reichtum brachte.
PARADIES FÜR GENIESSER
Es ist schon ein wenig Luxus, wenn eine Stadt gleich vier Markthallen unterhält, die allesamt in der Innenstadt liegen. Da wäre erst einmal die Halles au Blé in der Rue des Cordiers, eine wundervolle kleine Markthalle mit lokalen Produkten, der jeden Mittwoch und Freitag geöffnet hat. Die Galettes vom Käsestand sind einfach unwiderstehlich und jederzeit eine oder auch zwei Sünden wert.
Der Marché de Saint-Servan am Place Bouvet, der dienstags und freitags zum Einkaufen einlädt, überzeugt mit seinem bunten und vielfältigen Angebot an regionalen Produkten. Ein Muss ist hier der Besuch bei Fumage Artisanal Malouin, wo ihr hervorragende Fischdelikatessen kaufen könnt.
Die dritte Markthalle ist der Marché de Rocabey am Boulevard de la Tour de la Auvergne. Dieser ist am Montag, Donnerstag und Samstag vormittags geöffnet. Hier findet ihr Hummer aus der Bucht von Saint-Malo, Austern aus Cancale, Gemüse aus der Region. Kurzum, ein Fest der Sinne.
Und schließlich wäre da noch die Halles de Paramé am Place Georges Coudray, der immer mittwochs und samstags stattfindet. Ein schöner Markt mit einem breiten Spektrum an lokalen Produkten von Fisch und Fleisch über Gemüse bis hin zu köstlichem Käse.
In allen vier Markthallen findet ihr auch die typischen Spezialitäten aus Saint-Malo. Natürlich die Crème de Caramel au Beurre salé, was so viel wie das geliebte „Nutella“ der Bretonen ist. Diese Karamellcrème wird aus bretonischer Butter mit dem Salz aus Guérande zubereitet und schmeckt zu Galettes, Waffeln, Eis, auf Baguette … oder auf den Craquelins de Saint-Malo. Das sind kleine Cracker, die nun mehr seit über 100 Jahren in Saint-Malo gebacken und heiß und innig von den Bewohnern geliebt werden.
Probieren solltet ihr auch die kleinen Kartoffeln aus Saint-Malo. Dabei handelt es sich nicht, wie ihr vermuten werdet, um eine schmackhafte Kartoffelart, sondern um eine besondere Süßigkeit. Die Patates de Saint-Malo sind Bonbons aus Mandeln, Kirschlikör und Kakao, die wegen ihrer unregelmäßigen Form und ihrer braunen Farbe an die regional angebauten Frühkartoffeln erinnern.
EINE RUNDE DURCH DIE ALTSTADT
Die Stadtmauer von Saint-Malo ist ein Symbol für die Stärke und den Mut ihrer Bewohner. Die Mauer bildet eine rund zwei Kilometer lange Schleife, die von verschiedenen Treppen an jedem Tor zugänglich ist. Ihr könnt hinunter- und hinaufsteigen, wo immer ihr möchtet, und die grandiose Aussicht genießen.
Am besten beginnt ihr eure Entdeckungstour mit der Porte Saint-Thomas, die sich hinter dem Place Chateaubriand befindet. Der Ausblick hier ist einfach fantastisch. Euer Blick schweift von dem breiten Sandstrand, Plage de Sillon, über das Fort National bis hin zu Île de Bé.
Von dort aus geht es über die Stadtmauer bis zur Rue du Chat qui danse. An dieser Stelle explodierte 1693 das englische Kriegsschiff „Machine Infernale“. Es war mit Schießpulver beladen, um Saint-Malo zu zerstören. Dieser Angriff erforderte nur ein einziges Opfer, eben jene Katze, die der kleinen Straße ihren heutigen Namen gegeben hat.
Weiter geht es bis zum Tour Bidouane, von wo ihr auf Plage de Bon-Secours und bis nach Dinard auf der anderen Seite der Bucht sehen könnt. Es ist einer der schönsten Strände der Stadt und bietet auch dann noch Badespaß, wenn woanders die Ebbe herrscht.
Wer jetzt genug von Panoramen und tollen Perspektiven hat, wendet sich der malerischen Altstadt zu. Die kleinen Gassen und vielen schönen Plätze laden geradezu zum Bummeln ein. Viele kleine Cafés und Bistros und charmante Geschäfte und Läden warten nur darauf, von euch entdeckt zu werden.
Nur für den Fall, dass ihr etwas Hunger beim vielen Schlendern bekommt, empfehlen wir euch die kleine Creperie Le Père Bougeard in der Rue des Orbettes. Viele Besucher sind davon überzeugt, dass es dort die besten Crêpes und Galettes der Stadt gibt. Und wir sind geneigt, uns dieser Meinung anzuschließen.
GUT ESSEN UND TRINKEN
Nach dem Besuch in der Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert ist es auch schon Zeit, den Tag mit einem Apéro zu verabschieden und den Abend einzuläuten. Dazu gehen wir ins L’Embraque direkt am Plage de Bon-Secours. Es ist nicht das Lokal mit dem besten Service oder dem leckersten Essen, dafür aber genießt man einen grandiosen Blick über die Bucht, bei dem man den Ruf des Lokals als eine Touristenfalle bei einem Glas Breton Kir, einem Mix aus Cidre und Cassis, gnädig übersehen kann.
Zum Abendessen empfehlen wir das Cargo Culte in der Rue Broussais. Ein charmantes, französisches Restaurant im Herzen von St-Malo. Das Ambiente ist stimmig und entspannt, was einen ebensolchen Abend verspricht. Dafür sorgt auch der Koch, der außergewöhnlich köstliche Speisen schafft – zum Beispiel eine Quiche mit Hühnchen und Estragon oder der exquisiten Salat mit Ente. Gerichte wie eine Quiche aus Blauschimmelkäse mit Walnüssen lassen aber auch Vegetarier nicht zu kurz kommen. Insgesamt ist das Cargo Culte ein gehobenes Restaurant, das großartiges Essen, freundlichen Service und eine unterhaltsame Atmosphäre bietet.
FEST FEIERN WIE SIE FALLEN
In Saint-Malo weiß man das Leben und die Feste zu feiern. Wer es nicht glaubt, kann sich davon selbst auf diesen Events davon überzeugen:
14. – 17.03.2024: Jazz à l’Étage
Jazz-Fans pilgern Jahr für Jahr nach Saint-Malo, um hier dabeizusein
18. – 20.05.2024: Étonnantes Voyageurs
Das Literaturfestival ist ein Muss für französische Bücherwürmer jeden Alters
03. – 07.07.2024: Folklore du Mondes
Auf diesem Festival finden sich die Perlen der internationalen Folk-Szene
14. – 17.08.2024: La Route de Rock
Ein breitgefächertes Festival, bei dem immer sowohl ausgewählte Newcomer als auch etablierte Musiker auf der Bühne stehen.
25. ¬ 27.10.2024: Festival Quai des Bulles
Hier kommen Comic-Fans voll auf Ihre Kosten. Es erwartet euch ein vielfältiges Programm rund um die gezeichneten Helden und ihre Welten.
Die Menschen sind stolz auf ihre Stadt und auf ihre Seefahrer-Geschichte. Und so sagen sie nicht ohne eine gehörige Portion Selbstbewusstsein: „Ni Français, ni Breton, Malouin suis!“ Was so viel heißt wie „Weder Franzose noch Bretone, ich bin Malouiner!“
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