“Sur le pont d‘ Avignon” dieses Lied haben wahrscheinlich die meisten schon einmal gehört, wenn nicht sogar mitgeträllert.
Überhaupt ist Avignon eine sehr musikalische Stadt, über die Jahrhunderte hat sie zahlreiche Musiker hervorgebracht. In jüngerer Zeit gehört Guy Bonnet ebenso dazu wie die Jazzmusiker Rémi Charmasson und Lionel Garcin sowie Emma Daumas. Aber die berühmteste von allen, zumindest in Deutschland, ist wahrscheinlich Mireille Matthieu, die eben auch diese Brücke in Avignon besungen hat.
Nichtsdestotrotz starten wir unseren Rundgang nicht an der berühmten Brücke, sondern dort wo die Menschen zusammenkommen, tratschen, klatschen, lachen und vor allem einkaufen.
LES HALLES D’AVIGNON
Nirgendwo kann man den Charakter einer Stadt besser erkunden als auf dem Markt oder der lokalen Markthalle. Deshalb beginnen wir auch in Avignon unsere Entdeckungstour mit der hiesigen Markthalle, den Halles d’Avignon in der Rue Thiers direkt am Place Pie mitten in der Altstadt. Schon die begrünte Fassade macht unstillbar Lust darauf, in den Tempel der Genüsse einzutauchen.
Ursprünglich bestanden die Markthallen von Avignon aus einer Vielzahl von kleinen Ständen, die hauptsächlich von Witwen betrieben wurden. Das ermöglichte ihnen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Heute bieten die Markthallen jedem Besucher eine faszinierende Reise durch die Aromen der Provence.
Pikante Aufstriche wie Tapenade aus grünen und schwarzen Oliven, Anchoïade und Caviar d’Aubergines dürfen hier ebenso wenig fehlen wie der köstliche Abondance-Käse mit seinem fruchtig-nussigen Aroma. Dieser wurde schon zur Papstwahl 1381 aus dem gleichnamigen Dorf in der Haute-Savoie geliefert. Wo wir schon einmal beim Käse sind: Der Banol, ein köstlicher Ziegenkäse, der erst in Branntwein getunkt und dann mit Esskastanienblättern umwickelt wird, ist auch eine kleine Sünde wert. Wer bis jetzt all diesen Versuchungen tapfer widerstanden hat, wird garantiert am Stand der Boulangerie Panissain schwach. Die Backwaren und Törtchen sind einfach göttlich!
Die Markthallen sind von Dienstag bis Sonntag zwischen 6.00 und 14.00 Uhr geöffnet.
SYMBOLE DER KLERIKALEN MACHT
Aus den malerischen Gassen von Avignon erhebt sich der eindrucksvolle Papstpalast, ein Monument der Architektur und Macht, das zum Weltkulturerbe gehört. Zwischen 1342 und 1408 residierten hier mehrere Päpste und Gegenpäpste.
Als Besucher werdet ihr hineingezogen in die mittelalterliche Welt. Hier hinter den starken Mauern wurden Intrigen gesponnen, Dekrete erlassen und politischen Entscheidungen getroffen, die weit über die Grenzen Frankreich hinausgingen und heute ein Teil der gemeinsamen europäischen Geschichte sind.
Die Kapellen des Palastes sind Höhepunkte der Besichtigung, die mit ihren prächtigen Fresken und biblischen Szenen die Kunstfertigkeit der damaligen Zeit zur Schau stellen. Die Aussicht von den Türmen des Palastes auf die Stadt Avignon und die majestätischen Rhône ist atemberaubend und vermittelt einen Eindruck von der strategischen Bedeutung dieses Ortes.
Nur einen Steinwurf entfernt, oberhalb des Palastes, liegt die Kathedrale Notre-Dames-des-Domes. Obwohl die eher schlichte Fassade der Kathedrale nicht die gleiche atemlose Bewunderung wie das schlossähnliche Palais hervorruft, zieht der ikonische Glockenturm mit seiner 4,5 Tonnen schwere Goldstatue der Jungfrau Maria dennoch alle Blicke der Passanten auf sich.
Die historische Bedeutung der Stadt als Papstsitz im 14. Jahrhundert wird nicht nur durch den imposanten Papstpalast im Stadtzentrum sichtbar. Sie manifestiert sich ebenso in der liebevoll gestalteten Bischofsanlage, die auf einem Felsvorsprung thront. Dieser strategische Punkt diente einst als Schutz und wurde in die heutigen öffentlichen Garten, den Jardin des Doms, umgewandelt.
Insbesondere an warmen Sommertagen bietet dieser üppig bepflanzte Park wohltuende Schattenplätze, die vor der Hitze Schutz bieten. Die Parkanlage lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein und eröffnet gleichzeitig faszinierende Einblicke in seine eigene Geschichte. Familien mit Kindern finden auf den Grünflächen ideale Möglichkeiten zum Spielen und Toben.
Die Schönheit des Parks wird noch verstärkt durch seine traumhafte Aussicht auf die Rhône, die Avignon-Brücke und die Landschaft jenseits des Flusses. In diesem Park verweben sich Geschichte, Natur und Panorama zu einem einzigartigen Erlebnis, das Besucher jeden Alters begeistert.
PLACE DE L’HORLOGE
Unser Bedarf an historischen Gebäuden ist nun gedeckt. Deshalb sparen wir uns erst einmal den Eintritt für die viel besungene Brücke. Stattdessen suchen wir uns ein nettes Plätzchen in einem der vielen Cafés und Restaurants rund um den Place de l’Horloge. Das ist der zentrale Ort in Avignon und damit bestens geeignet das rege Leben in der Rhône-Stadt zu beobachten. Im Opera Café ergattern wir eines der begehrten Plätzchen und genießen bei einem Café einige Augenblicke der Ruhe, bevor es weitergeht.
Dominiert wird der Platz von Hôtel de Ville mit seinem markanten Uhrenturm aus dem 14. Jahrhundert. Weitere Highlights des Platzes sind das Opernhaus mit seinen hohen Säulen und prächtigen Statuen und das historische Karussell. An der Südseite der Place de l’Horloge zweigt die Einkaufsstraße Rue de la République ab.
RUE DES TEINTURIES
Die Rue des Teinturiers, die Straße der Färber, zählt zweifellos zu den schönsten Straßen in Avignon. Hier sind bis heute vier Wasserräder erhalten geblieben, die auf den blühenden Textilhandel zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert hinweisen. Die Textilindustrie hatte sich entlang des schmalen Flusses Sorgue niedergelassen. Heutzutage bietet die Straße eine idyllische Flaniermöglichkeit unter schattenspendenden Platanen und ist gleichzeitig einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt.
Es ist ein Ort zum gemütlichen Bummeln, zum Stöbern in den Geschäften und Galerien zum Ausgehen. Besonders empfehlen wir das L’Offset, ein Bar-Restaurant mit Live-Music und danach das La Cave Des Pas Sages, eine kleine gemütliche Weinbar mit Live-Programm am Samstag.
FESTE UND FESTIVALS
Das Festival Off Avignon, dass 1966 spontan um das bereits etablierte In-Festival von Avignon entstand, hat sich heute zu einem der weltweit größten Festivals für darstellende Künste entwickelt. Jedes Jahr im Juli verwandelt es Avignon in eine Festivalstadt, in der hunderte von Künstlern die Straßen beleben und über hundert Orte bespielen. Eines der größten Festivals der Welt für darstellende Künste und ein absolutes Muss im Sommer! Theater, Tanz, Musik, Zirkus … Im Juli bietet das Off-Festival innerhalb von drei Wochen über 1500 Aufführungen.
Jedes Jahr im August feiert das Jazz Festival d’Avignon eine Woche lang die Jazzmusik mit einem erstklassigen Programm. Das Festival präsentiert bekannte und weniger bekannte Stars des Genres und führt talentierte Musiker aus aller Welt zusammenführt.
Ihr seht, es gibt noch viele Gründe mehr, um nach Avignon zu reisen als nur auf der Pont d’Avignon zu tanzen.
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