DUNKERQUE – SALZIGE LUFT, BEWEGTE GESCHICHTE

Dunkerque
Eine salzige Brise streicht euch über das Gesicht, wenn ihr am Strand von Dunkerque steht. Vor euch erstreckt sich das endlose Blau der Nordsee, hinter euch erhebt sich eine Stadt, die wie kaum eine andere die Spuren der Vergangenheit mit dem Puls der Gegenwart vereint. 

Die Einwohner der kleinen Fischersiedlung des 7. Jahrhunderts hätten sich wahrscheinlich nie im Leben ausmalen können, dass ihr kleiner Ort einmal der drittgrößte Hafen Frankreichs werden und welche geopolitische Rolle Dunkerque wohl einmal im 20. Jahrhundert spielen würde.

Dunkerque

Im Ersten Weltkrieg war Dünkirchen Ziel heftiger Bombardements. Nur wenige Jahre später, im Zweiten Weltkrieg, wurde die Stadt erneut zum Schlachtfeld. Die Bilder der Evakuierung von Dünkirchen, als Tausende Soldaten in kleinen Booten über den Ärmelkanal flohen, sind bis heute unvergessen. Ein wahres Wunder, das vielen Menschen das Leben rettete.

Heute ist Dünkirchen wieder aufgebaut. Die Narben der Vergangenheit sind zwar nicht vollständig verschwunden, aber die Stadt lebt und blickt voraus in die Zukunft. Wenn ihr Dünkirchen besucht, spürt ihr die Geschichte an jeder Ecke. Es ist ein Ort, der uns daran erinnert, wie wichtig Frieden und wie kostbar das Leben ist.

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AUF DEN MÄRKTEN VON DUNKERQUE PULSIERT DAS LEBEN
Düfte von knusprigem Brot, verführerischem Käse, frischen Fischen und Meeresfrüchten sowie reifen Früchten, Gemüsen und Kräutern erfüllen die Luft, wenn ihr den Marché de Dunkerque Centre betretet. Hier, im Herzen der Stadt, pulsiert zweimal wöchentlich das wahre Leben Dunkerques. Zwischen den bunten Ständen auf dem Place du Général de Gaulle entdeckt ihr die Seele dieser Küstenstadt.

Lasst euch von den Rufen der Händler verführen, die ihre lokalen Spezialitäten anpreisen. Es wäre eine Sünde, die aromatischen lokalen Käsesorten wie Mimolette, Maroilles, Vieux Lille oder Tomme de Flandre nicht zu probieren. Der Markt ist jeden Mittwoch und Samstag von 08:00 bis 13:00 Uhr geöffnet.

Ein weiterer schöner Markt, der unbedingt einen Besuch wert ist, ist der Marché de Malo-les-Bains. Neben den vielen lokalen Anbietern ist dieser Markt bekannt, für sehr frischen Fisch und Meeresfrüchte. Dieser Markt findet immer dienstags von 8:00 bis 13:00 Uhr auf dem Place Turenne statt.

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BEIM SHOPPING IST NOCH LUFT
Zugegeben ein Shoppingparadies sieht anders aus. Doch wer sich auf intensive Suche begibt wird bestimmt das eine oder andere neue Lieblingsstück für sich entdecken. Rund um den Place Jean Bart finden sich einige Geschäfte in schmuckloser Umgebung, die einen Besuch wert sind. Gleiches gilt für das Einkaufszentrum Centre Marine und die Läden in der Nähe. 

Die Stärken von Dunkerque liegen aber eindeutig woanders. Das ist auch gar nicht weiter schlimm. Denn wer sich viel am Strand aufhält, hat ohnehin kaum Zeit zum Einkaufen.

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DUNKERQUE GEHT BADEN 
In Dunkerque sind die Strände nicht weit und davon gibt es eine ganze Reihe. Den vielleicht schönsten findet ihr in Malo-les-bains. Es ist ein besonders breiter und feinsandiger Strand, der neben zum Baden und Faulenzen  sowie zum Windsurfen und Kiten einlädt. Schön ist auch die lange Strandpromenade mit den vielen gemütlichen Restaurants und Cafés, wo ihr unter anderem sehr gut Moules Frîtes essen könnt.  Wer hier auf das offene Meer blickt, kann sich gar nicht vorstellen, welch dramatische Szenen sich hier bei der Evakuierung abspielten. 

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Westlich vom Zentrum von  Dunkerque findet ihr einen Strand auf einem schmalen Landstreifen. Auf der einen Seite befindet sich die wilde Nordsee, auf der anderen Industrie und dazwischen liegt ein paradiesischer Sandstrand. Der Plage du Braek ist ein Ort, der eigentlich verboten ist, und dennoch zu den Lieblingsstrände der Dünkirchener gehört. Hier treffen sich alle Gesellschaftsschichten, um für einen Moment dem Alltag zu entfliehen.

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NIX FÜR KULTURBANAUSEN
Das Musée Portuaire de Dunkerque am Quai de la Citadelle ist außergewöhnliches interaktives Museum. Es liegt in historischen Hallen, die einst ein Tabaklager beherbergten, und erweckt die Vergangenheit zum Leben. Modelle prächtiger Segelschiffe, alte Seekarten und Werkzeuge der Seeleute erzählen von einer Zeit, als Dünkirchen noch ein  kleiner Hafen war. Mit jedem Schritt taucht ihr tiefer in die Welt der Fischer, Händler und Entdecker ein. 

Der FRAC Nord-Pas de Calais in Dunkerque ist einer der 23 französischen Fonds régionaux d’art contemporain (deutsch Regionalfonds für zeitgenössische Kunst), kurz FRAC. In den Lagerhäusern nachempfunden Gebäuden erwartet euch eine Reise in die avantgardistische Kunstwelt. Hier treffen traditionelle Kunstformen auf innovative Medien aufeinander. Lasst euch von Installationen, Videos und Skulpturen inspirieren, die die Grenzen des Denkbaren sprengen. Ob ihr Kunstkenner seid oder einfach nur neugierig auf Neues, hier werdet ihr fündig. Die FRACs sind nicht nur Museen, sondern auch Orte der Begegnung und des Dialogs.

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Das LAAC ist ein futuristischer Ort der Begegnung zwischen Kunst und Leben. Eingebettet in einen wunderschönen Skulpturenpark, lädt es euch ein, die Werke nicht nur zu betrachten, sondern zu erleben. Die Verbindung zur Region Dünkirchen macht das Museum zu einem lebendigen Teil der Stadt und spiegelt die Geschichte und die Identität der Menschen wider. Lasst euch von der Energie dieses Ortes anstecken und entdeckt die vielfältigen Facetten der zeitgenössischen Kunst.

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LAIB- UND MAGENSPEISEN
Der Norden Frankreichs mit seiner Nähe zu Belgien wird kulinarisch oft unterschätzt. Tatsächlich haben wir dort häufig vorzüglich gegessen. Vielleicht liegt es an den für deutsche Ohren ungewöhnlichen Namen von Gerichten wie Waterzooi, einem Eintopf aus Huhn oder Fisch, der zum köstlichen Erbe der flämischen Küche gehört. Oder habt ihr schon von Potjevleesch gehört? Das ist eine flämisch-französische Spezialität, die aus drei Sorten Fleisch hergestellt und gerne mit Pommes Frîtes serviert wird. 

Dass die Flamen nicht nur deftig kochen können, beweisen am Quai de l’Estacade die Köche vom Restaurant und Tearoom Princess Elizabeth, einem historischen Dampfer, der bei der Evakuierung der britischen Soldaten im Jahr 1940 eine wichtige Rolle gespielt hat. So verwundert es kaum, dass das köstliche Menu 1940 heißt. Ihr findet darauf Fisch und Fleischspezialitäten, die euch das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Das gilt selbstverständlich auch für die vegetarischen Angebote. 

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Wir lieben Moules Frîtes in allen Variationen. Geht es euch genauso? Dann seid ihr im La Moule Rit am Digue de Mer bestens aufgehoben. Von der klassischen Moules Marinière über Moules Provençal bis hin zu Moules Crème reicht das Angebot. Insgesamt stehen über 50 Varianten zur Auswahl. Die Pommes Frîtes sind allerdings nichts für Menschen, die kein Fleisch essen, denn diese werden, wie in Belgien üblich, in reinem Rinderfett frittiert.  

Mutige, die gerne lokale Spezialitäten probieren möchten, wie den obengenannten Potjevleesch oder eine Tartine Welsh, werden für ihre maßlose Tapferkeit im L’Estaminet Flamand in der Rue des Fusiliers marins belohnt. Im urigen, gemütlichen Ambiente genießt ihr köstliche Gerichte mit unaussprechlichen Namen, die euch sicherlich zu Fans der Sch’tis-Küche machen.

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DIE 5. JAHRESZEIT
Jedes Jahr im Februar erwachen die Jecken und Narren, um die Stadt zu erobern und das Regiment zu übernehmen. Kommt euch das etwa bekannt vor? Nein, wir reden hier nicht vom Karneval in Köln oder Düsseldorf, sondern vom Carnaval de Dunkerque, der bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. 

Der Karneval ist berühmt für seine lebhaften Umzüge, die so genannten „Bandes“. Sie werden von den Fischern angeführt und von Blaskapellen begleitet, die traditionelle Melodien spielen. Die Umzüge sind mit aufwendigen Kostümen und Festwagen ausgestattet.

Eine der außergewöhnlichsten Traditionen des Karnevals von Dünkirchen ist das Heringswerfen. Vom Balkon des Rathauses werden Heringe in die Menge geworfen, die demjenigen, der sie fängt, Glück bringen sollen. Wer also eine gute Portion Glück gebrauchen kann, sollte direkt zum nächsten Carnaval de Dunkerque anreisen. Aber auch sonst ist Dünkirchen eine Reise wert.


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