Die Idee, einen Kanal zu bauen, der den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet, ist uralt. Bereits die Römer haben darüber nachgedacht. Um ihre Provinz Gallia Narbonensis zu erreichen, legten sie bereits ein etwa 20 km langes, vom Mittelmeer ausgehendes Stück als Meereskanal an. Dieser ist heute Teil des Canal de la Robine. Auch im Mittelalter wurden Überlegungen für eine schiffbare Passage angestellt.
Daran war wohl kein Geringerer als Leonardo da Vinci höchstpersönlich beteiligt. Die Ansätze wurden aber immer wieder verworfen, weil eine Versorgung des Kanals mit Wasser nicht realisierbar erschien. Schließlich mussten 194 Meter Höhe überwunden und der Kanal permanent mit Wasser versorgt werden. Erst im 17. Jahrhundert konnte man eine Lösung für dieses Problem finden. Dann ging aber alles sehr schnell. Nur 19 Jahre brauchte man von den ersten Planungen bis zur Fertigstellung im Jahre 1681. Heute gehört der Canal du Midi zum UNESCO- Weltkulturerbe.
Beginnend in Toulouse führt der Canal du Midi über rund 240 Kilometer nach Sète. Es geht mit dem Kanalboot im Schritttempo vorbei an von Platanen und Pappeln beschattete Treidelpfäde aus Zeiten, wo noch die Boote mit Pferden gezogen wurden. Die majestätischen Bäume versorgen die zahlreichen Hausbooturlauber, Spaziergänger und Fahrradtouristen in den warmen Sommermonaten mit kühlendem Schatten. Die Äste und die Blätter spielen mit dem Licht, das sich glitzernd auf dem Wasser des Kanals spiegelt. Das ist Entschleunigung pur.
Insgesamt müssen 63 Schleusen, darunter auch die sechsstufige Schleusentreppe bei Fonsérannes überwunden werden. Spektakulär sind auch der 160 Meter lange Kanaltunnel, der durch den Hügel von Ensérune getrieben wurde und die Kanalbrücke über den Fluss Orb bei Béziers. Überhaupt führt die Tour vorbei an geschichtsträchtigen Orten wie zum Beispiel Castelnaudary, Carcassonne, Narbonne, Béziers und Agde, um nur einige zu nennen. Übrigens, für die Kanalboote benötigt ihr keinen Bootsführerschein. Es sind auch keine Vorkenntnisse erforderlich. Der Canal du Midi ist von Ende März bis Anfang November befahrbar.
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